Nicht-offener Realisierungswettbewerb
1.Preis
Matthias Seyfert
Susanne Seyfert
Dietmar Moser
Daniela Walder
Thomas Plesiutschnik
Raffael Pielorz
Walter Klasz
Ondina Cjeka
Florian Dessl
ARGE mit ARCHITEKTURBÜRO HERZOG
ARGE mit
el:ch landschaftsarchitekten
02|2016 – 08|2023
Das denkmalgeschützte Gebäude der Friedrich-Ebert-Schule (Gemeinschaftsschule) in Schopfheim musste in den letzten Jahren immer mehr Funktionen aufnehmen. Für einen reibungslosen und modernen Schulbetrieb wird dieser Prozess wieder rückgeführt, das Raumprogramm verkleinert und Funktionen in einen Neubau ausgelagert. Außerdem wird die Johann-Peter-Hebel (Förderschule mit Ganztagesbereich) von einem anderen Standort in diesen neu entstehenden Schulcampus integriert.
Das denkmalgeschützte Hauptgebäude wird von störenden Anbauten befreit und die alte Turnhalle abgerissen. Es entstehen zwei neue Baukörper, der Schulneubau im Westen des Hauptgebäudes und eine neue Dreifachsporthalle mit Jugendzentrum im Osten. Das bestehende Nebengebäude wird als Gemeinschaftshaus und Mensa revitalisiert. Zwischen diesen Bauteilen entsteht ein Schulpark, der zur Stadt hin offen sein soll. Dieser Park kann als Vorplatz der Sporthalle, als Freiraum des Jugendzentrums, als Bewegungsraum der Schule und als Spielplatz der ganzen Umgebung gelesen werden. Dieser Schulpark wird zum Zentrum des Quartiers.
Hinter dem bestehenden Schulgebäude entsteht ein neuer Schulhof, der einen geschützten Freiraum bietet. Zur Wuhr hin grenzt ein Flugdach den Platz ab, westlich des Schulgebäudes wird der Neubau angeordnet. Das Mensagebäude grenzt diesen vielfältigen offenen Platz nach Osten ab.
Der Neubau wird im ersten Obergeschoss über einen Verbindungsgang mit der bestehenden Schule verbunden. Die neuen Klassen werden um eine Lernlandschaft angeordnet, Räume für Rückzug wie Gruppenarbeit entstehen. Im 2. Obergeschoss werden zwei solche Clusterklassen, Gruppen- und Aufenthaltsräume, Lehrer- und Sanitäreinheiten – angeordnet, im 1.Obergeschoss ein Cluster und der Fachbereich für Hauswirtschaft. Im Erdgeschoss ist die Johann-Peter-Schule über einen eigenen Eingang seperat erschlossen. Sie wird so in den Schulcampus integriert, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Im Untergeschoss, durch die Geländekante nur halb eingegraben und großzügig natürlich belichtet, liegen die Fachklassenräume für Werken. Die einzelnen Geschoße sind über ein Haupt- und ein Nebentreppenhaus verbunden und sind in allen Bereichen barrierefrei erreichbar.
Es werden Klassenräume und Gruppenräume geschaffen, um einen modernen Schulunterricht zu gewährleisten. Die Trennung zwischen Flur und Klassenraum soll offen sein und durch farbig verglaste Bereiche auch Durchblicke gewährleisten. Die Vor- und Rücksprünge der verbindenden Baukörper schaffen differenzierte Sitzmöglichkeiten, Rückzugsorte und Bereiche für konzentriertes Lernen. Entlang der Trennwand zwischen Flur und Klassen werden fixe Möblierungen situiert, die Teil dieses Filters sind.
Die Konstruktion des kompakten Baukörpers besteht aus Stahlbetonwänden und -decken. Aufgrund der raumakustischen Anforderungen wird eine Decke aus Holzwolleplatten abgehängt. Der Fußboden ist als geschliffener Estrich gedacht. Die haustechnischen Einbauten werden auf ein unbedingt notwendiges Maß reduziert. Es gibt, wo nicht notwendig aufgrund des Verkehrslärms, keine mechanische Lüftung, sondern großflächige Fensterelemente mit differenzierten Öffnungsflügeln. Damit werden die Klassenräume ausreichend mit Tageslicht belichtet, andererseits wird durch Stoßlüftung der notwendige Luftwechsel erreicht. Der Entfall einer Lüftungsanlage, wenn auch aus Einsparungsgründen, soll zusammn mit CO2-Ampeln dem Konzept einer ökologischen Schule Rechnung tragen.
Die großflächigen Fenster gliedern gleichzeitig die Fassade. Diese besteht aus vorgehängten, großformatigen Betonfertigteilen. Diese Betonfertigteileelemente werden in unterschiedlichen Oberflächen ausgeführt, um eine leichte Differenzierung zu erreichen. Das Dach wird als extensiv begrüntes Dach ausgeführt.
Das bestehende Nebengebäude zwischen Schulhof und Park erhält durch seine spezielle Lage eine besondere Bedeutung. Dieses Gebäude wurde früher als Turnsaal, jetzt als Mensa und für Schulfunktionen genutzt und soll im vorliegenden Entwurf der zentrale Ort des Schulcampus Schopfheim werden.
Es entsteht ein angemessener Ort zwischen dem introvertierten Schulhof und dem öffentlichen Schulpark, ein Ort der diese Filterfunktion erfüllt und durch seine Nutzung als Mensa im alltäglichen Schulleben, aber auch bei Veranstaltungen eine zentrale Rolle spielt. Durch die großzügigen Öffnungen der Außenwände fließen die zwei unterschiedlichen vorgelagerten Außenbereiche in das Mensagebäude. Dieses wird so über die reine Schulnutzung hinaus zu einem attraktiven Treffpunkt und Aufenthaltsort.
Beim letzten größeren Umbau wurden Zwischendecken, Gaupen und Zwischenwände eingezogen, die der jetzigen Nutzung nicht entsprechen. Das Gebäude soll in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Außenwände und Giebelwände bleiben bestehen, die Dachkonstruktion und die Zwischendecken werden abgebrochen. Das Dach wird in seiner ursprünglichen Form und Konstruktion wieder errichtet. Der so entstehende durchlässige Raum ist der angemessene räumliche Ausdruck der Wichtigkeit des Gemeinschaftshauses im Schulcampus Schopfheim.
Die Mensa wird einen kleinen eingebauten Bühnenbereich erhalten, der auch im Alltag als Essbereich genutzt werden kann. Es werden eine Ausgabe, Spülküche und Sanitäreinheit errichtet. Weiters entsteht eine Technikgalerie. Die verwendeten Materialien sollen bewusst zurücktreten, um die Größe und den freien Raumeindruck zu gewährleisten. Das äußere Erscheinungsbild bleibt erhalten.
Die Turnhalle betritt man von der Roggenbachstraße über einen
Balkon, der sich zum Schulpark orientiert. Von hier aus sind die
Spielflächen im Inneren sowie außerhalb der Hallen einsehbar.
So ist die Turnhalle sowohl für den Alltagsbetrieb im Rahmen
des Schulsports oder als Trainingshalle für Vereine, als auch für
Sportveranstaltungen attraktiv positioniert. Im Erdgeschoss liegen
das Foyer, Sanitäreinheiten und die Zuschauertribünen für 400
Personen.
In der unteren Ebene, die zum Park und den Spielflächen hin
orientiert ist, befinden sich die Nebenräume wie Umkleiden, Sanitäreinheiten,
Lager, Geräteraum und Haustechnik. Diese sind
durch die Hanglage teilweise eingegraben und führen zu einer
optimierten Außenwandfläche.
Die Sporthalle kann bei Bedarf in drei einzelne Hallen unterteilt
werden. Um eine möglichst optimale, blendfreie Belichtung bei
Tageslicht zu erreichen, erfolgt die Belichtung nur über Dachfenster.
Im Untergeschoss befindet sich auch das Jugendzentrum, das durch seine Lage seine Eigenständigkeit bewahrt, jedoch auch mit dem Park und somit dem Quartier verbunden ist. Dem Jugendzentrum vorgelagert entstehen differenzierte Spiel- und Freizeitzonen.
Die Konstruktion des Hallengebäudes besteht aus weitkragenden Holzbindern, Holzstützen, Stahlbeton-Stützen, -Decken und -Wänden. Im Inneren der Halle ermöglicht eine Lamellendecke trotz der zahlreichen Installationen im Deckenbereich eine homogene Deckenuntersicht, die sich als Fläche auch nach außen fortsetzt.
Bei den verwendeten sichtbaren Materialien im Innenraum wird das Bild eines hölzernen u-förmigen Deckels auf einer u-förmigen grauen Wanne verfolgt. Die eingegrabenen Wände sind in hellgrau, die oberirdischen Wände in warmen Holztönen gehalten. Die Lamellendecke wird in Brauntönen passend zum Holz, der Sportboden in hellgrau und die Fußböden der allgemeinen Flächen als geschliffener Estrich ausgeführt.
Die Turnhalle und das Jugendzentrum sollen als ein Solitär-Baukörper wahrgenommen werden. Die Fassade wird aus vorgehängten Aluminium-Zackenprofilblechen ausgeführt. Diese Fassade ermöglicht so eine differenzierte Weiten- und Nahwirkung auf den Besucher.