NEUBAU FUTURE ART LAB
WIEN

EU-weiter, nicht-offener Wettbewerb
(Bewerbungsverfahren)

Susanne Seyfert
Matthias Seyfert
Dietmar Moser

Julia Haselsteiner
Jörn Besser (Rendering)
DI Harald Weiß (Statik)
tonarchitektur Willensdorfer
(Fachplaner Akustik)
Theapro PlanungsgmbH
(Fachplaner Akustik)
Team GMI (Energiekonzept)
IBS (Brandschutzkonzept)

11|2014 – 12|2014

ENTWURFSKONZEPT

Der mdw-Campus bekommt mit dem Neubau des Future Art Lab ein markantes neues Gebäude. Assoziationen an Klang, Film und Musik, an Musikinstrumente, Filmbänder und Schallwellen sind gewollt. Klangknäul, Tonspirale, Musikschnecke oder Bildsequenz sind Begriffe die mit dem neuen Gebäude fallen. Das mdw-Feeling wird um einen kreativen, musischen und entspannt dynamischen Baukörper ergänzt.

ERSCHLIESSUNG

Der Campus des MDW wird vom Nordwesten über den Haupteingang erschlossen. Wie eine Spirale dreht sich von hier das Gebäude im Uhrzeigersinn nach oben. Außen folgen horizontale Lamellen diesem Schwung als wären es handgezeichnete Notenlinien. Die Außenwände sind geneigt. Sie unterstreichen die Bewegung des Gebäudes und geben ihm ein leichtes Volumen, welches an den Maßstab der Nachbargebäude angepasst ist. Ansteigende Geländer kurven spiralförmig durch die Institute und führen die Logik des Baukörpers im Inneren fort.

Vom Haupteingang gelangt man in das Foyer. Angedockt ist hier der Dreiklang Kino, Konzertsaal und Klangtheater. Durch den geringen Höhenunterschied von nur drei Metern zwischen EG und UG - den eine Sitztreppe verbindet - gelingt es das Foyer zweigeschossig einzuspannen. Diese Spannung zieht sich in die Obergeschoße. Langgezogene Rampentreppen und kurze Treppen schrauben sich um einen Luftraum spiralig nach oben. Ein zweiter Rundgang um den zentralen Monolith führt tiefer in das Gebäude. Geschossübergreifend abgestimmte Lufträume führen das Licht atmosphärisch in alle Ecken des Gebäudes.

Nach dem Foyer liegen im EG etwas zurückgezogen die Verwaltungs- und Unterrichtsräume des Instituts Komposition und Elektroakustik. Im Zwischengeschoss oberhalb folgen weitere Institutsräume. Unterhalb liegen die beiden Tonstudiokomplexe. Über einen abgeschlossenen Bereich betritt man Tonstudiokomplex 1. Dieser ist angedockt an das Klangtheater und den Aufnahmeraum. Oberlichter und ein eigener kleiner Innenhof mit davor gelagerter Kommunikationszone belichten und belüften natürlich. Tonstudiokomplex 2 ist ebenfalls über einen Vorbereich erschlossen. Über ein Oberlichtband ist hier jeder Raum mit Tageslicht versorgt.

Der Aufnahmeraum und das Klangtheater sind sowohl von der Foyerseite wie auch von der Seite des Tonstudiokomplexes 1 erschlossen. Das Klangtheater ist vielseitig bespielbar. Eingänge für das Publikum an zwei Seiten, eine Schleuse für zu spät Kommende oder Künstlerauftritte, zwei kleine Künstlerzugänge sowie eine variabel einstellbare Raumakustik halten die Nutzung des Raumes auch für noch nicht vorhersehbare Entwicklungen offen. Durch die frei stehende Lage im Gebäude sind keine lauten Funktionen angedockt, störende Nebengeräusche aus anderen Räumen können ausgeschlossen werden. Der Aufnahmesaal hat die höchste akustische Anforderung und ist als »Raum-in-Raum« konstruiert.

Gleichzeitig liegen seitlich und oberhalb nur »leise« Räume. Große Flächen für die Lüftung sind Richtung Konzertsaal (über Aufnahmeraum des Konzertsaales) eingeplant. So kann dieses Herzstück der Räume der Studienrichtung Tonmeister optimal in der geforderten sehr ambitionierten Klasse GK5 realisiert werden. Die Räume der Filmakademie liegen im OG1. Über kurze Treppen mit sechs Stufen und zwei Liften verbunden, ist dieses Geschoss auf drei Ebenen auf +6m, +7m und +8m auf gesplittet. Die Räume schlängeln sich um den großen Luftraum und den Monolith. Die lauteren Räume liegen Richtung Süden, im Norden finden sich die leiseren Räume, um Beeinflussungen der im EG liegenden sensiblen öffentlichen Räume zu vermeiden. Zu den anderen Instituten ist der Übergang über die sanft ansteigenden Treppen fließend. Im Zentrum dieses Geschoßes liegen die Vorlesungsräume mit der hohen Raumhöhe von 5,5m. Der größte Vorlesungsraum - das Kino - wird gleichzeitig öffentlich genutzt und liegt daher im EG. Extrem laut kann es darin werden. Um andere Räume nicht negativ zu beeinflussen, sind rundherum Räume mit normalen akustischen Anforderungen.

Das Institut für Tasteninstrumente ist im OG2. Analog zum Geschoss darunter liegt es auf drei Ebenen. Die Räume schlängeln sich um den Monolith und den großen Luftraum. Offene Kommunikationszonen und eine Freiterrasse ergänzen das Angebot. Barrierefreie Erschließung und Transport der Instrumente ist wiederrum über die beiden Lifte gesichert. Der Konzertsaal liegt wegen seiner öffentlichen Ausrichtung im EG. Rundherum sind leise Räume angeordnet, wodurch der Schallschutz mit moderaten Mitteln erreichbar ist.

GEBÄUDEHÜLLE

Die Fassade besteht aus vorgehängten, vorgefertigten Holzsandwichelementen mit 25cm Zellulosedämmung. Es wird Wert auf die Verwendung ökologischer Dämmstoffe gelegt. Das Dach wird mit 30cm Dämmung wärmegedämmt. Bei den Verglasungen werden die Fassaden- und Dachflächenfenstern in 3-Scheibenverglasungen mit Argonfüllung mit Ug = 0.5 W/m2K und thermisch getrennten Holzrahmen mit Uf = 1.0 W/m2k ausgeführt.

TAGESLICHT

Die Positionierung der Fassadenfenster und die Anordnung der Oberlichter wurden hinsichtlich Tageslichteintrag optimiert. Um das Tageslicht in den Gangzonen zu nutzen, werden die Wände des Klangtheaters als vertikale Reflektionsflächen ausgebildet um das Licht spürbar und sichtbar zu machen. Durch die Wahl heller Materialien bei Bodenbelägen und Wandflächen werden zusätzliche Reflexionsflächen geschaffen, welche die Nutzung des Tageslichtes maximieren und den Einsatz künstlicher Beleuchtung minimieren.

BRANDSCHUTZKONZEPT

Fluchtwege
Im Brandfall werden die beiden offenen Stiegenhäuser mit ausfahrenden Brandschutztoren zu Sicherheitstreppenhäusern. Im EG führen diese durch ihre Lage an der Fassade direkt ins Freie. Die maximalen Fluchtwegslängen von 40m werden eingehalten, eine zweite Fluchtwegsmöglichkeit ist überall gegeben. Die parallel verlaufende Wegeführung des ersten und zweiten Fluchtweges ist sehr kurz, auf jeden Fall unter 25m. Die drei öffentlichen Veranstaltungsräume fliehen ins Foyer bzw. an der gegenüber liegenden Seite des Raumes direkt ins Freie.

Brandschutz
Das Gebäude wird in Brandabschnitte unterteilt. Die öffentlichen Veranstaltungssäle, die Technikräume und alle Räume, in denen dies technisch leicht zu realisieren ist, werden eigene Brandabschnitte - siehe Skizzen in der Mappe. Da alle Geschoße über einen Luftraum verbunden sind, bleibt ein großer, nichtteilbarer Brandabschnitt. Daher wird das gesamte Gebäude gesprinklert (Vollschutz), die Brandentstehung und -ausbreitung wird verhindert. Die Räume für die Sprinklertechnik befinden sich im UG2 direkt an das Sicherheitstreppenhaus angedockt.

Brandrauchentlüftung
Die Brandrauchentlüftung des Atriums ist wichtig, um das Erreichen der Treppenhäuser sicher zu stellen. Es gibt Zuluftöffnungen über den Eingängen und Abluftöffnungen im Dach des Atriums. Deren Fläche beträgt circa 2% der Grundfläche des Atriums. Diese Öffnungen werden auch für die Nachtspülung verwendet.

Brandüberschläge
Die Außenfassade soll als vorgehängte Holzsandwichfassade ausgeführt werden. Durch die Vollsprinklerung sind innerhalb des Brandabschnittes keine im Holzbau schwer zu realisierenden Brandüberschläge auszuführen.

STATIK

Der Bauplatz liegt in der Erdbebenzone 3. Dies wurde bei der Wahl des statischen Systems berücksichtigt. Es wird als Stahlbetonskelett mit Stützen, weit gespannten Decken und massiven Kernen (Klangtheater, öffentliche Säle) ausgeführt. Partiell werden in den Obergeschoßen noch versteifende Wandscheiben eingefügt. Die Fassade wird vorgehängt und ist statisch nicht wirksam. Die Statik definiert und ermöglicht spätere Nutzungsänderungen. Daher wurde ein System gewählt, das in den unveränderlichen Bereichen der großen öffentlichen Säle, mit massivem Stahlbeton arbeitet und in den durch spätere Raumnutzungsänderungen flexiblen Verwaltungs- und Lehrbereichen Stützen verwendet. Der Ausbau erfolgt hier im Leichtbau.