NEUBAU BERUFLICHE OBERSCHULE
REGENSBURG

nichtoffener Realisierungswettbewerb
(Bewerbungsverfahren)

Matthias Seyfert
Dietmar Moser

Julia Grims
Jörn Besser (Rendering)
Landschaftsarchitektur: Barbara Bacher

12|2011 – 01|2012

ENTWURFSKONZEPT

ARCHITEKTUR / STÄDTEBAU

Die neue Berufsoberschule vereint Berufliche Oberschule und Fachoberschule in einem gemeinsamen Neubau. Drei von einem Lamellenvorhang umkleidete Baukörper ruhen auf einem transparenten Sockel. Die Dreiteilung der Schule in Sozialwesen, Wirtschaft und Technik und in einen gemeinsam genutzten Bereich ist klar ablesbar.

Die Baukörper passen sich dem natürlichen Geländeverlauf an und machen die leichten Niveauunterschiede im Gebäude spürbar. Der südliche Baukörper sitzt zweigeschossig auf dem verbindenden Erdgeschoss und nimmt den Bereich Technik auf. Der mittlere Baukörper liegt eingeschossig auf dem Sockelgeschoss beinhaltet den Bereich Wirtschaft. Weit nach Osten und Westen über das Sockelgeschoss hinaus kragend, schafft er attraktive, gedeckte Freiräume für Zugang und Pausenflächen. Der nördliche Baukörper steht zweigeschossig am Boden, ist im zweiten Bauabschnitt an das Sockelgeschoss angedockt und bietet dem Bereich Sozialwesen Platz. Die Turnhalle im Osten ist etwas abgerückt und schottet die großen Sportflächen zum Wohnbau ab. Parallel zum Sockelgeschoß verläuft östlich eine Wegverbindung von Norden nach Süden, die das Grundstück nach außen öffnet und weitere Zugänge für SchülerInnen, LehrerInnen und die Anlieferungen ermöglicht.

Ein großflächig gedeckter Vorplatz bildet einen geschützten Treffpunkt und zugleich wichtigen Knotenpunkt auf dem Weg in die Schule. An diesem hält die neue Buslinie. Nach Westen schließt der neue Park mit Fuß- und Radwegverbindung zur Universität an. Die SchülerInnen verweilen auf unterschiedlich großen runden Sitzmöbeln. Zentral betritt man das Gebäude über die Aula. Übersichtlich öffnet sich die gesamte Schule. Die Aula ist zwischen Schulvorplatz und Sportflächen eingespannt. Sie ist multifunktional bespielbar und zum Rest der Schule hin abschließbar. Im Alltag ist sie als Aufenthaltsfläche und übergeordnete Kommunikationsfläche eingerichtet. Im Zentrum aller Aktivitäten gelegen, belichtet von Osten und Westen sowie über große runde Oberlichter, bestens versorgt mit Speisesaal und Essenausgabe ist sie attraktives Herz der Schule. Direkt angedockt sind die öffentlichen Bereiche wie Bibliothek, zentrale Informatik und der Speisesaal. Die Aula schafft eine fließende Verbindung von Innen- und Außenraum und erweitert sich auf den Pausenhof. Dieser liegt im Gelände exponiert als Aussichtsterrasse auf die Sportflächen. Geht man von der Aula nach links hinauf, gelangt man in den Bereich Sozialwesen. Durch den Höhenversatz ist dieser dezent abgeschottet. Nach rechts geht es über die Treppenhäuser in die Bereiche Wirtschaft und Technik und in den Turnsaal.

Der Gebäudeteil für Verwaltung und LehrerInnen liegt ganz im Süden etwas abgeschottet und lässt konzentriertes Arbeiten zu. Die Belichtung von Osten, Süden und Westen und über einen gemeinsamen grünen Innenhof ist optimal. Alle denkbaren Grundrisslösungen sind realisierbar. Der Turnsaal ist mit Duschen und Umkleideräumen an die Schule unterirdisch angebunden. Über eine Treppe und einen gläsernen Baukörper kommt man nach oben zu den Sportflächen. Dies ist gleichzeitig der Eingang bei externer Nutzung. Der Turnsaal wird auch bei geteiltem Saal ideal von oben belichtet.

Die Baukörper der drei Schulbereiche sind jeweils um einen Hof herum organisiert. Überschaubare Zonen ermöglichen Lernen in vertrauter Umgebung. Es gibt jeweils eine zentrale Erschließung mit angedockten Sanitär- und Nebenräumen. Die Klassenräume sind ein- und zweihüftig erschlossen. Die Gänge weiten sich immer wieder auf und lassen Raum für individuelles Lernen außerhalb des Klassenraumes. Flexibel in ihrer Möblierung sind alle denkbaren Unterrichtsformen möglich. Die Wand zum Gang ist als Garderobe, Sitzbank und Arbeitsfläche eine weitere Zugabe und veredelt die Gangzone in eine kreative Lernlandschaft.
Der Zugang zum Gebäude erfolgt über den gedeckten Bereich bei der Bushaltestelle und gegenüber auf der Seite zu den Sportflächen. Der separate LehrerInneneingang im Süden ist auf kurzem Weg vom Parkplatz erreichbar. Darauf folgen der Eingang für externe Sportnutzung und die Anlieferung für die Schule und die Küche. Fahrräder können gedeckt unter dem Dach der Turnhalle und im Norden unter einem eigenen Flugdach untergestellt werden. Die Müllräume liegen ebenfalls unter dem Dach der Turnhalle auf kurzem Weg zur Straße im Süden.

FREIRAUMKONZEPT

Zwei Elemente prägen den Freiraum der Schule:
Baumpakete strukturieren die Flächen, sie begleiten Wege, bilden Kulissen und lassen die Jahreszeiten spüren. Himalaja-Birken, die sich durch einen besonders weißen Stamm auszeichnen, sind eng in Linien gepflanzt. Sie wirken im Winter wie eine schwarz-weiße Strichzeichnung, in der warmen Jahreszeit ziert ihr helles Grün. Die Baumpakete stehen auf wassergebundenem Boden mit Kiesdecken in unterschiedlichen Farbtönen. Zugänge, Platzflächen und Terrassen sind mit (annähernd) fugenlosem Beton überzogen. Sitzmöbel aus dem gleichen Material werden zu skulpturalen Elementen. In unterschiedlicher Größe zonieren sie diese Freiräume und bieten Warte- und Aufenthaltsmöglichkeiten.

ENERGIEKONZEPT

Konstruktiv ist das gesamte Gebäude als Stahlbetonskelettkonstruktion mit tragenden Stützen und aussteifenden Kernen bei den Treppenhäusern geplant.

Die Fassade wird als hochgedämmtes Holzsandwichelement wärmebrückenfrei davorgehängt. Der hohe Vorfertigungsgrad sichert ökonomische Realisierung, Nachhaltigkeit ist durch Verwendung von Holz und die gute Dämmung gewährleistet. Ressourcen schonende Realisierung, robuste und dauerhafte Ausführung und Umnutzbarkeit bei sich ändernden Anforderungen werden ermöglicht. Eine eventuelle Vergrößerung in der Zukunft ist durch Aufstockung möglich. Das Gebäude ist mit einer für das Passivhaus obligatorischen, hoch hocheffizienten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Die Klassenräume mit dezentralen Lüftungssystemen können einfach klassenweise ausgelegt und geregelt werden - schlankes Regelungskonzept. In den Klassenräumen wird keine abgehängte Decke ausgeführt, wodurch die Betondecke als speicherwirksame Bauwerksmasse zur Verfügung steht. Die Nachtlüftung in den Klassenräumen erfolgt hybrid über Fenster und Lüftungsgerät im Abluftbetrieb. Die offenen Erschließungszonen werden zentral belüftet. Die hier notwendigen abgehängten Decken werden gleichzeitig zum Leitungsverzug von Elektro- und Datenleitungen verwendet, wodurch nachinstallieren einfach möglich ist. Die Akustik wird ebenfalls über diese Decken verbessert. In den Klassenräumen ist die gangseitige Wand schallschluckend ausgebildet.

Im Bereich der Aula und der Erschließungen wird ein Klimapuffer geplant, welcher die kühlere Nachtluft in den Sommermonaten verwendet um Kühlenergie zu speichern. Über Zuluftöffnungen im Erdgeschoss und Abluftöffnungen in den Obergeschossen ist dieser Luftaustausch durch den Kamineffekt natürlich möglich. Schubventilatoren unterstützen und lenken die thermische Nachtkühlung. Zur Temperaturreduzierung in den Klassen wird die Zuluft über die Temperatursenke des vorkonditionierten Bereichs der Allgemeinzonen herangezogen.

Wichtig für das Raumklima sind die Lamellen vor dem Gebäude. Diese folgen automatisch dem Sonnenstand und verhindern direkte Sonneneinstrahlung. Alle Räume werden blendfrei belichtet. Diese außen liegende Verschattung ist hoch effizient, schränkt den Blick nach außen nicht ein und lenkt das Licht tief in die Klassenräume. Der Kunstlichteinsatz kann so minimiert werden. Da an der Schule an vier Tagen auch nachmittags unterrichtet wird, ist dieser Fokus auf die Verschattung notwendig.

Als Energieerzeuger wäre der Einsatz eines nachhaltigen Energieträgers anzudenken um C02 Ausstoß zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Das optimiert dimensionierte Niedertemperatursystem mit Einzelraumregelung dient als Raumheizung für sämtliche Nutzbereiche. Brauchwarmwasserbereitung erfolgt über eine thermische Kollektoranlage auf der Dachfläche der Gebäude. Sämtliche Dachflächen erhalten Süd orientierte PV Module mit einer Neigung von 20° als flächige Modulelemente mit umlaufendem Servicegang entlang der Attika.